„Wenn du aus Halle 9 raus kommst, bist du am Arsch der Welt!“

Einer der ersten O-Töne die ich auf der diesjährigen CEBIT hörte, offensichtlich ein Telefongespräch mit dem Kollegen in der Firma – und es stimmte. Es stimmte, weil es eben die neue CEBIT war. Vorher drehte sich sehr, sehr viel um und in den Hallen 2 – 7, doch die CEBIT 2018 hat ihren Fokus geändert. Und so fand man sich plötzlich in den Hallen 11-13, 25-27 und dem Freigelände inklusive Pavillons etwa von IBM oder Vodafone wieder. Da lag dann die Halle 9 auf einmal weit vom eigentlichen Geschehen entfernt. Da stand die CEBIT nun in ihrer „neuen Pracht“, das vorab schon bekannt gewordene Riesenrad von SAP, die Bühne für die Live-Auftritte von Musikern, Sonnenstühle, Sand, Streetfood – nun ja Imbiss könnte man sagen – neue Ideen, neues Format. Und jetzt?

Der Schwerpunkt von IBM lag in der Wolke / © itbeobachter

Um es vorweg zu nehmen, gescheitert ist das neue Konzept nicht, zur Gänze aufgegangen aber auch nicht! Doch das kann und darf man wohl auch nicht erwarten, denn es ging bei der Änderung des Konzepts nicht um eine Evolution sondern um eine Revolution. Was alle Beteiligten, Deutsche Messe, Aussteller, Besucher, Verbände, Interessierte… jetzt brauchen ist Zeit, Zeit, die sie sich mit der CEBIT 2018 erkauft haben. So kann in den nächsten 12 Monaten weiter am Konzept gearbeitet, nachjustiert, gefeilt, schlicht und ergreifend der nächste Schritt vollzogen werden. Denn eines ist deutlich geworden, die CEBIT ist anders, ist jünger geworden und das hat ihr sicherlich auch gefehlt!

Aber das allein reicht noch nicht. Die Messe mag (vordergründig) zufrieden sein mit dem Ergebnis. 120.000 Besucher an vier Tagen ist jetzt zwar nicht die Welt, aber schaut man einmal in die Sozialen Medien dann fällt schon auf, dass so viel Interesse und Anteilnahme in den letzten Jahren nicht zu verzeichnen war. Und hochgerechnet auf fünf Tage wären die mehr als 200.000 Besucher von 2017 zwar immer noch nicht erreicht, aber 150.000 ist für einen radikalen Richtungswechsel okay. Die Konzentration auf Kernfelder wie Digitalisierung, Security oder Künstliche Intelligenz ist gut und richtig. Auch wenn manches was groß angekündigt wurde, dann doch enttäuschend war. Dies gilt etwa für das Thema „Future Mobility“ mit lediglich sechs relevanten Ausstellern in der Halle – ADAC, Deutsche Bahn, eGo, Mitsubishi, Üstra und Volkswagen. Dennoch eine lockerere Atmosphäre ist kein Verbrechen und auf der Messe vielleicht einen gemeinsamen Abend in entspanntem Ambiente und bei Musik zu erleben, stört sicherlich keine Geschäftsbeziehung! Doch der nächste Schritt ist vielleicht der Schwerste, die Verbindung von alter CeBIT und der neuen CEBIT! Denn die Aussteller müssen mitziehen, sich, ihre Messestände und ihr Auftreten auf das Neue einstellen, die Gestaltung der Hallen muss stringenter erfolgen. Gerade hier war auch in diesem Jahr ein wilder Mix zu sehen, es stand zusammen was thematisch nicht unbedingt zusammengehörte. Denn am Ende zählt auch bei der neuen CEBIT das Ergebnis bei Ausstellern und Besuchern. Tiefrote Zahlen oder eine unattraktive Ausstellung können auf Dauer durch kein noch so tolles Konzept aufgefangen werden. Denn weiterhin sind Besucher gefragt, die ein konkretes Investment im Hinterkopf haben, einen bestimmten Informationsbedarf abdecken wollen. Der IT-Leiter aus dem Mittelstand sollte Hannover immer noch als ein lohnendes Ziel betrachten ohne gleichzeitig die Jungen, wer immer das sein mag, zu vergraulen. Aber dies ist zu schaffen, wenn sich die Messe darauf konzentriert Bewährtes in das neue Konzept einzubinden.

Lediglich sechs relevante Aussteller zum Thema „Future Mobility“  / © itbeobachter

Gelingt dies, dann kann die CEBIT wieder an Bedeutung gewinnen, ob sie jemals den Status um die Jahrtausendwende erreichen wird, ist zu bezweifeln. Aber das ist gar nicht nötig. Eine relevante IT-Messe in Deutschland, die ihren festen Platz in den Köpfen und Beinen hat, wäre schon ein überaus schöner Erfolg und wichtiger Impuls für unseren Standort.

Ich gebe offen zu, ich habe lange überlegt wie mir die CEBIT gefallen hat und so manches hat mich gestört, einiges hat mich kopfschüttelnd zurück gelassen. Ich habe hin und her überlegt mit dem Ergebnis, dass bald ein Monat vorbei und der Beitrag erst jetzt fertig ist. Doch eines ist sicher: Bei aller Kritik, bei allem Optimierungsbedarf, bei aller Veränderung, wenn im Juni 2019 vom 24. bis zum 28. CEBIT-Zeit in Hannover ist, bin ich vor Ort! Denn auch wenn noch längst nicht alles Gold ist was glänzt, diese CEBIT hat Mut gemacht, dass das neue Konzept der Messe neues Leben einhauchen kann!

Ach CeBIT – „Ich weiß es doch auch nicht“!

Wilfried Schmicklers Programm spiegelt wunderbar wieder, wie es mir in den letzten Tagen in Hannover gegangen ist. Ob die Messe ein Erfolg war – „Ich weiß es doch auch nicht“. (Offizielle Pressemitteilungen verkünden da eh immer das Gleiche: Die Messe war ein voller Erfolg!) Einige Aussteller waren begeistert und sprachen bereits am Mittwoch von einem großen Erfolg, einige waren halbwegs zufrieden und einige gar nicht. Das ist aber auf jeder Veranstaltung so, also auch kein Beweis. Schlangen beim Einlass bildeten sich auch wieder, ganz anders als in den letzten Jahren.

Schlangen am Eingang und dies lag nicht nur an den Taschenkontrollen. 21.03.2017 vom itbeobachter

Aber dieses Gefühl der Marginalisierung der Messe stellte sich dennoch ein, dass hier in Hannover gerade etwas ganz, ganz schief läuft. Es war ein diffuses Gefühl unterstützt von den Gesprächen, den Eindrücken und dem teilweisen „weiter so“ der Aussteller. Paradigmatisch kann hierfür die „gute, alte“ Halle 3 stehen, die „Halle der Hölle“ oder im CeBIT-Sprech: Digital Office Area. Das Konzept der meisten Aussteller hat sich in den letzten Jahren jetzt nicht sooo sehr geändert. Alles selbstverständlich total digital, innovativ, irgendwas mit Akten und Archiv und der unheimlich großen Relevanz für JEDES Unternehmen – also exakt das, was ich vor etwa 20 Jahren in Essen auch schon gehört oder gesehen habe. Vorträge und Foren auf denen seit x-Jahren in nicht immer unterschiedlichen Varianten das Gleiche erzählt wurde und man sich gegenseitig versicherte wie relevant das eigene Tun / Geschäftsfeld doch ist. Nur die Realität 2017 spiegelt das jetzt nicht unbedingt wieder. Ich habe beim Rundgang in dieser Halle exakt drei Aussteller gefunden, die da einen anderen und nach meinem Empfinden zeitgemäßeren Ansatz verfolgen, aber das war es auch schon. Diese Konzepte von vorvorgestern sind ein Beispiel dafür, warum die Musik in Sachen IT / Innovation jetzt anderen Orts spielt etwa in Barcelona oder Berlin.

Was man anders machen könnte – „Ich weiß es doch auch nicht“. Dass aber etwas anders laufen muss, das erschien mir klar oder um es mit den Worten von Georg Christoph Lichtenberg zu sagen: ”Ich kann freilich nicht sagen, ob es besser werden wird, wenn es anders wird; aber so viel kann ich sagen, es muss anders werden, wenn es gut werden soll.” Denn in den Hallen geisterte der Satz herum: „Das ist das letzte Mal, dass ich auf der CeBIT bin!“ Und dann wurde vom Leder gezogen, dass es eine wahre Pracht war, die fehlende Fokussierung kritisiert, das Festhalten an alten Rollenbildern, das Fehlen von Konzepten wie man Diskussion, Business, Motivation, Coolness … wieder einmal in Hannover versammeln könnte. Ach so und Coolness meint in diesem Falle nicht, das gesamte Standpersonal mit bunten Sneakers etwa in Orange oder Giftgrün auszustatten!

Cool hingegen der Coyote III vom DFKI. 21.03.2017 vom itbeobachter

Soweit war also irgendwie alles beim Alten geblieben, das letzte spannende Netzwerkgespräch am Mittwoch absolviert und vor der Abreise noch mal kurz kontrolliert ob noch irgend etwas Interessantes gemeldet wurde – Yep es gab etwas Neues, ein neues Konzept für die CeBIT. Gähn! Die Messeleitung hat in den letzten Jahren, eigentlich seit den Boomjahren ständig versucht irgend etwas zu verändern, um die Marginalisierung zu stoppen. Mal mit der Konzentration auf das Business, mal mit Avancen an den Consumer, mal als hippe Veranstaltung (Webciety), dann wieder klassisch, oder – an dieser Stelle setze bitte jede(r )das ein, was gerade einfällt – herausgekommen ist stets dasselbe Ergebnis: der dauerhafte Niedergang und Bedeutungsverlust der CeBIT. Okay, Business as usual, doch stopp was steht da Juni? Steht da wirklich Juni? Nee, da kann gar nicht Juni stehen! Doch, die sprechen wirklich von einer Verlegung in den Juni! Quasi halbe Strecke zwischen Barcelona und Berlin = die letzte Chance. Und dann etwas von Festival, gesellschaftlicher Relevanz, Diskussion, Disruption und Impulsen. Sie wollen moderner, attraktiver werden. Wenn das nicht das übliche Gefasel von Neuorientierung und so weiter ist, die Messeleitung vielleicht einmal einen längeren Atem an den Tag legt, dann, ja dann könnte es gelingen und die Marginalisierung, der Bedeutungsverlust gestoppt werden. Das wäre allenfalls ein erster Schritt, nicht weniger, aber auch nicht mehr als das. Prognose? Ach CeBIT – „Ich weiß es doch auch nicht“!

Die CeBIT und die Welt der Traktoren

CeBIT 2014-Claas-2

100 % Business – so lautete die Formel für Hannover in 2014 und ob es eine erfolgreiche Messe gewesen ist, das zeigt wohl erst die Zukunft. Spätestens bei den Anmeldungen für 2015 ist nämlich erkennbar, ob die Aussteller dem Konzept auch weiterhin folgen wollen. Gut, die Messeleitung veröffentlichte natürlich bereits heute, am letzten Messetag, die üblichen (Erfolgs-) Zahlen: So sollen 25 Mrd. Euro (Bestwert für Hannover) konkrete IT-Investitionen von den 92 % Fachbesuchern angeschoben worden sein. Mit 210.000 Besuchern, davon ein Viertel aus dem Ausland, habe man das angestrebte Ziel zu 90 % erreicht. Wie bereits früher angemerkt – Business as usual in der Messebranche.

Aber so rosig war zumindest nicht alles. Weniger Aussteller, weniger Besucher, Gänge in Straßenbreite und Hallenplatzierungen, deren Logik nicht nachvollziehbar war. So bekam ich bei meinem ersten Besuch in Halle 12, Thema IT-Security, einen echten Schock und kontrollierte zuerst, ob ich versehentlich die falsche Messe aufgesucht hatte. Ich stand nämlich vor mehreren riesigen Maschinen des Herstellers von Landtechnik Claas. Zugegeben, ein imposanter Anblick und technisch sicherlich interessant. Doch welcher Grund – außer dem die leere Halle zu füllen – spricht eigentlich dafür Traktoren & Co. den Fachbesuchern einer IT-Messe zu präsentieren? Dass Aussteller dies gar nicht lustig fanden und sich verar… vorkamen nicht ernst genommen sahen, habe ich dann in Gesprächen feststellen dürfen. Wenn Oliver Frese nächstes Jahr einen weiteren Rückgang bei den Ausstellerzahlen in Halle 12 zu verzeichnen haben sollte, könnte es daran liegen, dass diese Aussteller ein Langzeitgedächtnis haben!

Und was die Besucher angeht, so fiel auch in diesem Jahr die große Zahl an Fachbesuchern auf, die zwischen 16 und 18 Jahren alt war. Dagegen ist nichts einzuwenden, denn das sind die Fachkräfte der Zukunft und in Zeiten von BYOD ist der Einfluss des Anwenders auf die betriebliche IT auch enorm. Aber geplant und gewollt ist das eben auch nicht und damit schönen sie eigentlich nur die Bilanz. Denn zieht man sie von der Zahl der Gesamtbesucher ab, dann haben nur rund 194.000 Fachbesucher die Messe besucht und statt 90 Prozent stehen dann 84 Prozent bei der angestrebten Zahl an Fachbesuchern. Aber wie bereits gesagt, einen Erfolg verzeichnet die Messe ja eigentlich in jedem Jahr!

#Neuland-Exkursionen im Wiwo #Lunchtalk

Hallo Gunnar,

ich stimme Dir zu, dass die Aussagen von Angela Merkel gestern zu PRISM absolut unmöglich waren.

So ist sie Herrn Obama nicht in die Parade gefahren und hat Bürgerrechte gegen den allwissenden Staat verteidigt. Allein das ist schon eine Katastrophe und verdient schärftste Kritik. Es sei denn, sie vertritt die Ansicht es sei Sache, ja gar das Recht des Staates über Gedanken und Taten seiner Bürger umfassend informiert zu sein. Dass die Tendenz in diese Richtung geht wird offensichtlich. Dann hätte sie jedoch wenigstens so ehrlich sein und das sagen sollen! Aber das traut sie sich selbstverständlich nicht!

Über die Reaktion der Netzgemeinde kann man auch geteilter Meinung sein. Man muss sie nicht, kann sie aber gut finden. Ich gehöre jedenfalls zur zweiten Gruppe. Daher halte ich den Vorwurf von Johannes Kuhn von der Süddeutschen Zeitung, die Reaktion sei Ausdruck des Spießertums, für exakt das was er der Netzgemeinde vorhält: spießig. Denn Humor, etwas durch den Kakao ziehen ist durchaus Ausdruck einer Haltung, einer bewußten Reaktion; aber das Humorverständnis in Deutschland… ist ebenfalls ein Kapitel für sich. Ich, und ich zähle mich in keinem Fall zur sogenannten ”digitalen Elite”, sondern verstehe mich als jemand, für den der tägliche Umgang mit diesem ”Neuland” beruflich und privat selbstverständlich geworden ist, fühle mich dadurch beleidigt.

Und bezüglich der Debatte zur Digitalisierung Deutschlands macht sich bei mir mittlerweile nur noch absoluter Pessimismus breit. Die Entscheidungen der Politik – wie etwa BDA, LSR oder die angedachte Verordnung von Rösler zur Netzneutralität – stehen im absoluten Gegensatz zur angeblichen Bedeutung der IT für die Zukunft unseres Landes. Immer dann wenn ein netter Pressetermin ansteht, IT-Konferenz beim Bund mit SAP, Telekom, BITKOM & Co. (in der Regel eben Konzerne), CeBIT oder ein medienwirksames Treffen mit Startups, dann ist IT / Digitalisierung wichtig, dann wird groß und breit über die Chancen geredet und Unterstützung angekündigt. Wenn nicht dann erliegt die Politik den Einflüsterungen von Lobbyisten, diskutiert über Gefahren statt Chancen und verhält sich kontraproduktiv zu allen Erfordernissen für eine zukünftig starke wirtschaftliche Entwicklung. Das noch nicht einmal marginal vorhandene Wissen zur IT in der Politik ist eine totale Wettbewerbsverzerrung und gefährdet die Zukunft unseres Landes. Das klingt dramatisch ist aber leider auch so dramatisch!

Vielleicht ist das jedoch die Chance die wir haben, dass vielleicht jetzt eine überfällige Diskussion über die Chancen und Erfordernisse der Digitalisierung Deutschlands angestoßen wird. Aber vermutlich werden wir auch das wieder versäumen!

 

PS: Eigentlich ist der Artikel als Kommentar zu einem Artikel von Gunnar Sohn gestartet, der dann aber deutlich länger als gedacht wurde, sodass ich mich entschieden habe, diesen Kommentar hier in Form eines offenen Briefes zu veröffentlichen.

CeBIT-Zukunft: IT. Business. 100%

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Ich gebe zu, als während der Pressekonferenz der neue Slogan der CeBIT vorgestellt wurde, habe ich mich zuerst gefragt, ob es vielleicht etwas griffiger, prägnanter geht. Aber auf den zweiten Blick, ist der Slogan dann doch in Ordnung, denn die lange Suche nach der eigenen Identität scheint in Hannover damit zu einem Abschluss gekommen zu sein: In Zukunft steht das Geschäft mit Unternehmenskunden und der Fachbesucher im Zentrum der Messe. Und dies zählt die Messegesellschaft zu ihren Stärken. Das zeige sich unter anderem am stetig steigendem Anteil von Fachbesuchern. In 2013 betrug dieser 82 Prozent, davon 30 Prozent aus dem Top-Management. Ebenso beeindruckt die Zahl von 60 Prozent Besuchern, die keine andere IT-Messe außer der CeBIT besuchen. Die Aussteller kämen (aus 71 Ländern) nach Hannover, um Geschäft (mit Besuchern aus mehr als 100 Ländern) zu machen; gleichzeitig steige das geplante Investitionsvolumen der Fachbesucher kontinuierlich an. Und als reine Business Messe passt man sich auch der Arbeitswoche an. Das bedeutet bereits für das kommende Jahr, die Messe öffnet von Montag bis Freitag ihre Pforten.

Will man die Messe also weiterhin entwickeln und zukunftsfähig gestalten, dann ist die Konzentration auf die vorhandene Stärke ein logischer Schritt. Dafür soll die Aufgliederung in acht Themenfelder ihren Beitrag leisten. 2014 geht man also nicht mehr in die Ausstellungsbereiche CeBIT pro, gov, lab und life. Stattdessen findet der Messegast Aussteller in den Themenfeldern ERP & Data Analysis, Web & Mobile Solutions, Research & Innovations, ECM, IT Services, Security, Infrastructure & Data Centers sowie Communication & Networks, ergänzt um die „Special Areas“ wie Planet Reseller, Public Sector Park oder „TectoYou“ für die Nachwuchsförderung und job and career @ CeBIT, das 2014 auf 3000 Quadratmeter ausgeweitet werden soll.

Das macht auf jeden Fall mehr Sinn, können Besucher jetzt viel leichter die Aussteller zu ihren Themen finden und das leidige Thema Fachkräftemangel rückt noch stärker in den Fokus. Dass das Rahmenprogramm CeBIT Global Conferences stringenter weitergeführt und enger mit den Themen der Messe verzahnt werden soll, ist dann auch nur noch logisch. Jetzt muss man in Hannover nur noch Durchhaltevermögen zeigen, denn solche Zahlen, insbesondere die extrem hohe Zahl an Fachbesuchern, sind wirklich ein Pfund mit dem man wuchern kann.

Als weiteres Plus versteht man das Angebot eines kostenfreien WLANs und einer kostenfreien Garderobe. Was sich auf den ersten Blick ja ganz nett, und im Falle des WLANs als überfällig entpuppt, ist jedoch eigentlich eine Mogelpackung. Denn der Ticketpreis schießt mächtig in die Höhe. Statt 39 Euro müssen 2014 60 Euro berappt werden, um das Messegelände betreten zu dürfen. Zwar schreckt dieser Preis mit Sicherheit die ”Touristen” und ”Sehleute” ab, macht die Anreise jedoch für Fachbesucher, die sich rein privat über neue Trends umd Entwicklungen informieren wollen, zu einer sehr kostspieligen Angelegenheit. Und der Urlaubstag ist da noch nicht eingerechnet!

Alles in allem verdient die Messe aber durchaus Lob für ihre Konsequenz, auf B2B zu setzen. Wenn, ja wenn sie den sprichwörtlich langen Atem hat, dann kann das dazu führen dass die anvisierten 4.000 Aussteller und 250,000 Besucher durchaus realistische Ziele sind und die Transformation der CeBIT in die Zukunft gelingt. Der IT in Deutschland täte das mit Sicherheit gut und die Reise nach Hannover wird dann auch wieder interessanter.

Und raus ist…

Es ist Frühling und das steht ja mittlerweile nicht mehr nur im Kalender, sondern ist glücklicherweise auch auf dem Thermometer zu erkennen. Und in den Chefetagen deutscher Unternehmen stehen zumindest auf dem Gebiet der IT Veränderungen an: Ein allgemeines Stühlerücken ist zu verzeichnen. SAP CIO Oliver Bussmann wechselt in die Schweiz zur UBS, die Bayer AG verliert in 2013 bereits den zweiten CIO und Oliver Tuszik Computacenter-Chef wird im Juli ebenfalls wechseln und Deutschland-Chef von Cisco werden. So weit, so gut.

Eine Meldung passt jedoch nicht in diesen Rahmen der durchaus gängigen Wechsel und zwar die zu Frank Pörschmann. Der CeBIT-Chef verlässt auf Drängen des Aufsichtsrates den Vorstand der Deutschen Messe AG nach nur 13 Monaten Ende April! Hier wird es interessant, denn 13 Monate ist nun wahrlich keine lange Verweildauer. Erster Gedanke – Qualität statt Quantität – war dann doch nicht der richtige Ansatz und die Aussteller und / oder der Aufsichtsrat haben sich über die schlechten Besucherzahlen der CeBIT doch noch beschwert. Aber das soll angeblich nicht die Ursache sein. Vielmehr ist der Neubau der Multifunktionshalle Auslöser für den Rauswurf die einvernehmliche Trennung. Diese neue Halle soll die Messehallen 19 und 20 ersetzen und fällt fiel in die Zuständigkeit von Frank Pörschmann. Die Überschreitung des vorgegebenen Budgets von 40 Millionen Euro durch das Architekturbüro gmp – dem Steuerzahler leidvoll bekannt als Beteiligte des neuen Berliner Flughafens und des undichten Berliner Hauptbahnhofs – um etwa 18 Millionen wird dann auch dem CeBIT-Chef als Verantwortlichem angekreidet. Der Steuerzahler soll jedenfalls nicht betroffen sein, denn die Überschreitung des Budgets um knapp 50 Prozent will die Messe aus eigenen Kräften aufbringen. Wenn dann im nächsten Jahr also wieder mehr Wert auf steigende Besucherzahlen auch bei der CeBIT gelegt wird, dann sicherlich nur, weil…

Hier irrt Herr Pörschmann ganz gewaltig

Tja, das war es dann mal wieder mit der CeBIT denkt man sich und will das Thema ad acta legen. Ach ja da fehlt ja noch die Pressemitteilung der Hannover Messe und vom BITKOM zum Erfolg der Messe. Klar, die Messe war erfolgreich, das ist sie seit Jahren in jeder Mitteilung, die Aussteller sind zufrieden, etwas anderes kann man auch nicht erwarten wenn man die Mitteilungen der vergangenen Jahre kennt. Also business as usual, so wie immer und das war es dann.

Wenn, ja wenn da nicht das Gespräch von Frank Pörschmann mit der Nachrichtenagentur dpa gewesen wäre, das genau die Misere der deutschen Messeveranstalter zum Ausdruck bringt. Hier äußert Frank Pörschmann in entwaffnender Offenheit die Ansicht, Aufgabe der CeBIT sei es in erster Linie, die Interessen der Aussteller zu unterstützen, Besucherzahlen seien weniger wichtig. Genau das ist der Kardinalfehler der Messeveranstalter, diese Fixierung auf ihre vermeintlichen Kunden, die Aussteller. Diese Haltung habe ich schon oft gehört. Paradebeispiel hierfür ist die Stuttgarter IT & Business, die sich seit Jahren in dieser Haltung einnistet und bei den Besucherzahlen nicht vom Fleck kommt.

Warum bloß? Das ist eigentlich so selbstverständlich, dass es mich immer wieder wundert warum das kein Messeveranstalter kapiert. Eine Messe hat genau zwei Kundengruppen. Aussteller UND Besucher, denn anders funktioniert eine Messe nicht. Besucher kommen nur, wenn sie das finden was sie suchen, Produkte und Dienstleistungen ihrer Lieferanten oder potenziellen Lieferanten. Also müssen nicht nur viele Aussteller, sondern auch die wichtigen auf der Messe sein. Diese kommen aber nur dann, wenn sich der ganze Aufwand für eine Messe auch lohnt. Im besten Falle werden direkt auf der Messe Abschlüsse getätigt, in der Regel jedoch sind es die Leads die es im Nachmessegeschäft herausreißen müssen. Sind also nicht genug Besucher auf der Messe oder in nicht ausreichender Qualität, dann überlegt es sich jeder Aussteller zweimal, ob er im nächsten Jahr wieder Zeit und Geld in die Hand nimmt, um Geld zu verbrennen. Alternativen gibt es schließlich genug. Und diese – Hausmesse, Roadshow, Webinar etc. – sind nicht minder Erfolg versprechend. Es gibt auch immer mehr Unternehmen, die einen oder mehrere dieser Wege einschlagen und sich vom Messebesuch komplett verabschieden. So sind in den vergangenen Jahren einige überaus interessante und zielgerichtete Veranstaltungen eingestellt worden oder wandern wie die CRM Expo munter durch die Republik.

Also dem Besucher etwas mehr Wertschätzung entgegen zu bringen ist vielleicht gar nicht so falsch, wenn eine Messe dauerhaft ein Erfolg werden soll. Denn kehrt der Besucher zufrieden nach Hause zurück, weil er das gefunden hat was er gesucht hat und sogar noch etwas oben drauf – es muss sich dabei nicht immer nur um die ewig gleichen, langweiligen Ausstellervorträge handeln – dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass er auch im nächsten Jahr wiederkehrt und zusätzlich noch kostenlose Werbung für die Messe bei seinen Partnern oder bekannten Unternehmen macht. Und das gefällt den Ausstellern mit Sicherheit! Habt ihr Messeveranstalter, Frank Pörschmann steht hier stellvertretend für die gesamte Gilde, daran auch nur einmal einen Gedanken verschwendet? Vielleicht lohnt sich einmal dieser Ansatz. Fragt doch mal bei den Ausstellern nach, die werden sich gegen begeisterte Besucher oder größeren Umsatz sicherlich nicht wehren. Das wäre doch auch einmal ein Ansatz für eine Besucherbefragung, statt der ewig gleichen Fragen nach Anreise, Anlass und dem Vergleich der Messen.

Ihr könnt aber auch so weiter machen wie bisher, läuft doch alles toll bis jetzt und morgen, tja was morgen sein wird, das sehen wir dann…

Zurück aus Hannover

Ich bin aus Hannover zurück und wie war es? Fast so wie immer eigentlich. Doch die ersten zwei Tage waren eine wirkliche Überraschung, denn der März in Hannover sorgte für echte Verwirrung – nicht kalt, nicht grau, nicht windig, man kam also ohne Mantel und Schal aus: ein wahrlich seltenes Erlebnis! Der Donnerstag sorgte dann dafür, dass sich das Bibbern und die altbekannte Feuchtigkeit von oben und damit das klassische CeBIT-Wetter wieder einstellten. Und dann die Anreise. So schnell und ohne Stau – das habe ich noch nie erlebt! Als Völkerwanderung kann man den ersten Tag nun wahrlich nicht bezeichnen.

So zog sich das auch über den gesamten Tag, sehr zäh. Die Aussteller waren nicht unbedingt angetan vom Dienstag. Zugegeben ist der erste CeBIT-Tag nie geprägt von Besuchermassen ohne Ende, aber schlechter habe ich das in den letzten Jahren nicht erlebt. Einige Hallen waren zudem sehr schwach belegt, so dass Leerstände von einem Drittel durchaus anzutreffen waren. Aber auch der Schwund an Ausstellungsfläche ist ja nun nichts Neues mehr. Ebenso dass einige Schwergewichte fehlten wie Apple, Lenovo oder Oracle um nur eine kleine Auswahl zu nennen. Aber dass nun Aussteller sich immer offener über die Bequemlichkeit und das fehlende Servicedenken der Hannover Messe äußern – und nein es handelt sich dabei eben nicht nur um kleine oder mittelständische Aussteller, sondern auch um weltweit agierende Schwergewichte – kann man nur als schallende Ohrfeige bezeichnen. Das sollte den Veranstaltern mit Frank Pörschmann an der Spitze zu denken geben!

Grundsätzlich war die Stimmung der meisten Aussteller die ich gesprochen habe positiv. Fast alle äußerten sich Mittwoch und Donnerstag zufrieden über Zahl und Qualität der Gespräche. Also zumindest damit können die Macher punkten.

Auffallend war, dass es wieder zu keinen großen Neuvorstellungen von Produkten kam, aber dass überall dort wo mobile Devices – bei den Smartphones noch etwas mehr als den Tablets – gezeigt wurden sich die Leute drängelten. Wenn es einen Indikator dafür gibt, was in der IT-Welt interessiert und begeistert, hier ist er. Neuigkeiten werden aber eher im Mekka der „mobilen Welt“ in Barcelona denn in Hannover der Öffentlichkeit erstmalig präsentiert. Hier hat der Mobile World Congress eindeutig die Nase vorn. Wäre einmal an der Zeit, dass sich die CeBIT Gedanken darüber macht, wie sie das wieder ändert und auch auf diesem Wege das Interesse von Besuchern und Medien zusätzlich steigert. Denn grundsätzlich stößt die Telekommunikation auf großes Besucherinteresse. So war die Halle 13 ständig sehr gut besucht, selbst am enttäuschenden Dienstag! Und das galt nicht nur für AVM, die in Deutschland mit ihrer FRITZ!Box-Familie fast Monopolist bei der Heimvernetzung sind.

Zumindest das Leitmotiv „Shareconomy“ ist vielfach aufgegriffen und thematisiert worden. Das ist deutlich besser gelaufen als in den Vorjahren. Agiert man an den anderen Stellschrauben zukünftig auch deutlich intelligenter, stellt man sich offen der Kritik, dann kann die Messe auch in ihrer Außenwirkung sicher wieder zulegen. Denn eines bietet Hannover noch immer – eine hervorragende Möglichkeit eine große Bandbreite an Produkten und Herstellern auf engstem Raum unter die Lupe nehmen zu können. Auch als Branchentreff und zum Netzwerken ist die CeBIT geeignet. Eigentlich gute Voraussetzungen, um die Messe noch stärker zu pushen. Mal sehen wie das in 2014 aussieht und ob die Macher die Fehler und Schwächen erkannt haben und daraus gelernt haben. Darauf wetten werde ich nach den Erfahrungen aus der Vergangenheit jedenfalls nicht.

Die Handelsblatt Standleitung nach Hannover

Anscheinend liegt die CeBIT dem Handelsblatt besonders am Herzen oder man versucht in Düsseldorf die Werbetrommel für die eigene Technikkompetenz zu rühren. Dass hier besonderer Nachholbedarf besteht hat bereits Thomas Knüwer im Rahmen der Kampagne „Mein Kopf gehört mir“ eindrucksvoll nachgewiesen.

Deshalb scheint die Redaktion zur Zeit an einer Standleitung nach Hannover zu bauen. Nur so ist es zu erklären, dass das Handelsblatt Online sich in der letzten Zeit gleich zweimal mit Frank Pörschmann, bei der Hannover Messe zuständig für die CeBIT,  unterhalten hat. Erstmals am 08. Februar als Video (Interview von Handelsblatt Online Chefredakteur Oliver Stock). Und dann taucht gestern Online ein Interview der Redakteure Christof Kerkmann und Thomas Trösch ebenfalls mit Frank Pörschmann auf (dort ist auch das Video zu finden). Ob das Interview auch in der Printausgabe steht entzieht sich meiner Kenntnis, da ich die Printausgabe nicht lese.

Entweder besitzt die Redaktion ausgezeichnete Kontakte zur Hannover Messe oder die Messe hat das Handelsblatt als einen der zentralen Multiplikatoren entdeckt. Denn in noch nicht einmal drei Wochen zwei Interviews mit dem Leiter der CeBIT – nicht schlecht Herr Specht. Eigentlich. Denn bei genauem Hinsehen erweist sich der Text als eine Art Blaupause des Interviews. Wird hier vielleicht ein Text Abfallprodukt eines Videos? Und dann des Gefälligkeitsinterviews von Oliver Stock, dem man deutlich anmerkt, dass diese „Computerei“ nicht ganz so sein Ding ist? Aber muss auch nicht sein, IT-Kompetenz beim Chefredakteur Online ist ja nicht unbedingt nötig. Hauptsache man hat einen schönen Posten und dann ist gut. Und Allgemeinplätze sind doch auch ganz okay. Ich weiß, es prügeln bereits genug Blogger auf die Verlage und ihre Redaktionen ein, es mangele an technischem Verständnis, fehle an Konzepten für die Zukunft, die Herausforderungen werden nicht erkannt, Google sei nicht das Problem der Verlage und so weiter und so fort.

Aber dennoch so etwas! Das kann man doch nicht ernst meinen, so glatt gebügelt, so brav, voller Allgemeinplätze und so unkritisch! Da hätte es an der einen oder anderen Stelle durchaus Möglichkeiten gegeben, nachzuhaken und die Ausführungen Frank Pörschmanns zu hinterfragen. So etwa zum Verhältnis Mobile World Congress – CeBIT. Denn so unwichtig ist Barcelona nicht, zumal dort wirklich neue Geräte und Software wie Firefox OS vorgestellt werden. Und warum gehen einige große Aussteller nach Barcelona und nicht nach Hannover. Oder wie wäre es mit dem ewigen Hin und Her bei der Ausrichtung der Messe – reine Businessveranstaltung ja, nein, vielleicht, doch wieder ja…  Einmal tiefer in die Materie eintauchen, auch das wäre drin gewesen, wenn man gewollt hätte. Stattdessen zum zweiten Mal die gleichen nichtssagenden Ausführungen. Klar ist das Handelsblatt kein IT-Magazin, sich aber einmal konzentriert auf so ein Interview vorbereiten das geht auch dann, wenn man nicht Informatik studiert hat. Schade drum  Ärgerlich – soviel Platz und Zeit, die man mit dem Interview verplempert hat.