Anscheinend liegt die CeBIT dem Handelsblatt besonders am Herzen oder man versucht in Düsseldorf die Werbetrommel für die eigene Technikkompetenz zu rühren. Dass hier besonderer Nachholbedarf besteht hat bereits Thomas Knüwer im Rahmen der Kampagne „Mein Kopf gehört mir“ eindrucksvoll nachgewiesen.
Deshalb scheint die Redaktion zur Zeit an einer Standleitung nach Hannover zu bauen. Nur so ist es zu erklären, dass das Handelsblatt Online sich in der letzten Zeit gleich zweimal mit Frank Pörschmann, bei der Hannover Messe zuständig für die CeBIT, unterhalten hat. Erstmals am 08. Februar als Video (Interview von Handelsblatt Online Chefredakteur Oliver Stock). Und dann taucht gestern Online ein Interview der Redakteure Christof Kerkmann und Thomas Trösch ebenfalls mit Frank Pörschmann auf (dort ist auch das Video zu finden). Ob das Interview auch in der Printausgabe steht entzieht sich meiner Kenntnis, da ich die Printausgabe nicht lese.
Entweder besitzt die Redaktion ausgezeichnete Kontakte zur Hannover Messe oder die Messe hat das Handelsblatt als einen der zentralen Multiplikatoren entdeckt. Denn in noch nicht einmal drei Wochen zwei Interviews mit dem Leiter der CeBIT – nicht schlecht Herr Specht. Eigentlich. Denn bei genauem Hinsehen erweist sich der Text als eine Art Blaupause des Interviews. Wird hier vielleicht ein Text Abfallprodukt eines Videos? Und dann des Gefälligkeitsinterviews von Oliver Stock, dem man deutlich anmerkt, dass diese „Computerei“ nicht ganz so sein Ding ist? Aber muss auch nicht sein, IT-Kompetenz beim Chefredakteur Online ist ja nicht unbedingt nötig. Hauptsache man hat einen schönen Posten und dann ist gut. Und Allgemeinplätze sind doch auch ganz okay. Ich weiß, es prügeln bereits genug Blogger auf die Verlage und ihre Redaktionen ein, es mangele an technischem Verständnis, fehle an Konzepten für die Zukunft, die Herausforderungen werden nicht erkannt, Google sei nicht das Problem der Verlage und so weiter und so fort.
Aber dennoch so etwas! Das kann man doch nicht ernst meinen, so glatt gebügelt, so brav, voller Allgemeinplätze und so unkritisch! Da hätte es an der einen oder anderen Stelle durchaus Möglichkeiten gegeben, nachzuhaken und die Ausführungen Frank Pörschmanns zu hinterfragen. So etwa zum Verhältnis Mobile World Congress – CeBIT. Denn so unwichtig ist Barcelona nicht, zumal dort wirklich neue Geräte und Software wie Firefox OS vorgestellt werden. Und warum gehen einige große Aussteller nach Barcelona und nicht nach Hannover. Oder wie wäre es mit dem ewigen Hin und Her bei der Ausrichtung der Messe – reine Businessveranstaltung ja, nein, vielleicht, doch wieder ja… Einmal tiefer in die Materie eintauchen, auch das wäre drin gewesen, wenn man gewollt hätte. Stattdessen zum zweiten Mal die gleichen nichtssagenden Ausführungen. Klar ist das Handelsblatt kein IT-Magazin, sich aber einmal konzentriert auf so ein Interview vorbereiten das geht auch dann, wenn man nicht Informatik studiert hat. Schade drum Ärgerlich – soviel Platz und Zeit, die man mit dem Interview verplempert hat.