MINT – es geht aufwärts

Es war bereits einmal Thema in diesem Blog – die MINT-Studienfächer Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik und ihr leidiger Ruf in Deutschland. Aber zu unserem Glück – die Exportnation ist händeringend auf qualifizierte Fachkräfte angewiesen – hat sich in den letzten Jahren etwas zum Positiven entwickelt.

Das Werben seitens Politik und Wirtschaft, die Förderprogramme für Frauen, die Wettbewerbe, vielleicht aber auch die weiterhin stark wachsende Bedeutung von IT und Technik im Alltag zeigen deutliche Erfolge: Von ehemals 195.300 Studienanfängern an deutschen Hochschulen im Jahr 2008 auf 347.000 in 2015, ein Anstieg um fast 78 Prozent, und das bei insgesamt 505.910 Studienanfängern Im Studienjahr 2016/2017 (Sommersemester 2016 und Wintersemester 2016/17). Davon sind mittlerweile 32 Prozent Frauen, während es vor drei Jahren nur 26 Prozent waren. In der Mathematik und bei den Naturwissenschaften war die Geschlechterverteilung 2015 bereits mit 48 Prozent weiblichen Studienstarterinnen fast paritätisch. Da möchte man doch glatt mit Begeisterung rufen – weiter so!

CeBIT-Zukunft: IT. Business. 100%

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Ich gebe zu, als während der Pressekonferenz der neue Slogan der CeBIT vorgestellt wurde, habe ich mich zuerst gefragt, ob es vielleicht etwas griffiger, prägnanter geht. Aber auf den zweiten Blick, ist der Slogan dann doch in Ordnung, denn die lange Suche nach der eigenen Identität scheint in Hannover damit zu einem Abschluss gekommen zu sein: In Zukunft steht das Geschäft mit Unternehmenskunden und der Fachbesucher im Zentrum der Messe. Und dies zählt die Messegesellschaft zu ihren Stärken. Das zeige sich unter anderem am stetig steigendem Anteil von Fachbesuchern. In 2013 betrug dieser 82 Prozent, davon 30 Prozent aus dem Top-Management. Ebenso beeindruckt die Zahl von 60 Prozent Besuchern, die keine andere IT-Messe außer der CeBIT besuchen. Die Aussteller kämen (aus 71 Ländern) nach Hannover, um Geschäft (mit Besuchern aus mehr als 100 Ländern) zu machen; gleichzeitig steige das geplante Investitionsvolumen der Fachbesucher kontinuierlich an. Und als reine Business Messe passt man sich auch der Arbeitswoche an. Das bedeutet bereits für das kommende Jahr, die Messe öffnet von Montag bis Freitag ihre Pforten.

Will man die Messe also weiterhin entwickeln und zukunftsfähig gestalten, dann ist die Konzentration auf die vorhandene Stärke ein logischer Schritt. Dafür soll die Aufgliederung in acht Themenfelder ihren Beitrag leisten. 2014 geht man also nicht mehr in die Ausstellungsbereiche CeBIT pro, gov, lab und life. Stattdessen findet der Messegast Aussteller in den Themenfeldern ERP & Data Analysis, Web & Mobile Solutions, Research & Innovations, ECM, IT Services, Security, Infrastructure & Data Centers sowie Communication & Networks, ergänzt um die „Special Areas“ wie Planet Reseller, Public Sector Park oder „TectoYou“ für die Nachwuchsförderung und job and career @ CeBIT, das 2014 auf 3000 Quadratmeter ausgeweitet werden soll.

Das macht auf jeden Fall mehr Sinn, können Besucher jetzt viel leichter die Aussteller zu ihren Themen finden und das leidige Thema Fachkräftemangel rückt noch stärker in den Fokus. Dass das Rahmenprogramm CeBIT Global Conferences stringenter weitergeführt und enger mit den Themen der Messe verzahnt werden soll, ist dann auch nur noch logisch. Jetzt muss man in Hannover nur noch Durchhaltevermögen zeigen, denn solche Zahlen, insbesondere die extrem hohe Zahl an Fachbesuchern, sind wirklich ein Pfund mit dem man wuchern kann.

Als weiteres Plus versteht man das Angebot eines kostenfreien WLANs und einer kostenfreien Garderobe. Was sich auf den ersten Blick ja ganz nett, und im Falle des WLANs als überfällig entpuppt, ist jedoch eigentlich eine Mogelpackung. Denn der Ticketpreis schießt mächtig in die Höhe. Statt 39 Euro müssen 2014 60 Euro berappt werden, um das Messegelände betreten zu dürfen. Zwar schreckt dieser Preis mit Sicherheit die ”Touristen” und ”Sehleute” ab, macht die Anreise jedoch für Fachbesucher, die sich rein privat über neue Trends umd Entwicklungen informieren wollen, zu einer sehr kostspieligen Angelegenheit. Und der Urlaubstag ist da noch nicht eingerechnet!

Alles in allem verdient die Messe aber durchaus Lob für ihre Konsequenz, auf B2B zu setzen. Wenn, ja wenn sie den sprichwörtlich langen Atem hat, dann kann das dazu führen dass die anvisierten 4.000 Aussteller und 250,000 Besucher durchaus realistische Ziele sind und die Transformation der CeBIT in die Zukunft gelingt. Der IT in Deutschland täte das mit Sicherheit gut und die Reise nach Hannover wird dann auch wieder interessanter.

MINT-Förderung made in USA

Wie oft habe ich in der letzten Zeit gehört, wir brauchen mehr junge Leute die sich für die MINT-Fächer interessieren. Wir müssen das mehr fördern, es geht um unsere Zukunft, es geht um die Zukunft unseres Wirtschaftsstandortes. Aber Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik haben in Deutschland leider nicht den besten Ruf. Die Fächer sind dröge und langweilig – eben uncool. Wer interessiert sich schon für Nerds und Konsorten. Gut es gibt Jugend forscht, Mathematikwettbewerbe die bereits in Grundschulen laufen und so weiter. Aber es geht eben auch anders und dafür müssen wir über den großen Teich schauen. Dort produziert man dann ein Video, nimmt Bill Gates, Mark Zuckerberg und Co. ergänzt um NBA-Stars wie Chris Bosh oder Musiker wie will.i.am und fertig ist ein Spot, der das Interesse an MINT wecken kann und wahrscheinlich auch wird:

Vielleicht ist es unser Problem, dass wir diese Persönlichkeiten zumindest in der IT nur in begrenzter Anzahl haben. Doch es muss ja keine 1:1-Kopie sein. Die Idee jedoch, das IT unsere Welt verändert und wer dabei mitmacht wirklich ein „Zauberer“ sein kann, das wäre doch schon einmal ein hilfreicher Ansatz! Ich fürchte, es wird ein Traum bleiben…

Oracles Verständnis von Sicherheit

Die allgemein gültige Weisheit, man solle nicht den Ast absägen auf dem man sitzt gilt offensichtlich nicht unbedingt für jeden. Dies ist die Quintessenz des aktuellen Editorials der iX 3/2013 von Christian Kirsch. In „Write once, bugs everywhere“ wird auf das zentrale Argument für den Einsatz kommerzieller, proprieträrer Software verwiesen – Wartung (und die Realität).

Oracle scheint es mit der Wartung insofern nur ernst zu nehmen, als der Kunde pünktlich und regelmäßig zahlt. Der Rest ist egal dann gelaufen. Beispiele gefällig? Seit vier Jahren existiere so Christian Kirsch „in Oracles namensgebender Datenbank (vulgo Database) eine Lücke die Man-in-the-Middle-Angriffe ermögliche“. Kunden der Version 11g sollen zwar bezahlen, eine Korrektur aber nicht mehr erhalten. Oder aber der Umgang mit MySQL. Die Bezeichnung kein Ruhmesblatt für Oracle ist in diesem Zusammenhang eine echte Untertreibung. Exploits für die Zero-Day-Lücken sind seit Dezember bekannt und Oracle tue nichts für seine Kunden mit Wartungsvertrag

Interessiert man sich in Redwood Shores nicht dafür? Kann man die Bugs nicht beheben, fehlt es vielleicht an einer Lösung? Das kann es wohl nicht sein, denn der Clone MariaDB habe die meisten bereits beseitigt. Es wird aber noch besser. Christian Kirsch führt aus: „Die allgemein zum Herunterladen verfügbaren MySQL-Quellen und -Binaries der Community-Version enthalten zwar bereits einige Korrekturen, doch wer zahlt, soll darauf noch warten.“ Ähm, ja, verstehe ich das jetzt richtig? Wer zahlt ist der Dumme, weil er etwas nicht erhält was derjenige der nichts zahlt bereits hat?

Setzt sich dieses Geschäftsgebaren durch, dann gehen den Unternehmen die Wartungsverträge anbieten langsam aber sicher die Argumente für solche Verträge aus. Und es ist Wasser auf die Mühlen derjenigen, die grundsätzlich für den Einsatz von Open Source Software plädieren. Aus Sicht von Oracle und Co. sicherlich nicht die beste Lösung!

PS: Erneut ist dieses Editorial der Beleg dafür, dass sich die regelmäßige Lektüre der iX lohnt. Bei mir jedenfalls ist es das erste was ich lese, wenn ich die iX aus dem Briefkasten geangelt habe. Daher an dieser Stelle ein Dankeschön an Christian Kirsch und alle seine Kollegen die Monat für Monat ein tolles Editorial auf die Beine stellen – und der Rest des Heftes ist wie immer auch noch einen Blick wert. 🙂

Vom Duo zum Trio oder wie aus drei kranken eine gesunde Messe werden soll

Da trudelte sie am 06. Februar ein, die Meldung die zur Entstehung dieses Blogs beitrug und Ausdruck einer Konsolidierung der Messelandschaft oder deren Abgesang darstellt: Die CRM Expo wandert erneut weiter. 2013 von Essen nach Stuttgart, nachdem sie erst 2012 von Nürnberg nach Essen marschiert war. Tja fußkrank ist die CRM Expo wahrlich nicht und etwas Gutes hat das ja. So lernen die Aussteller, so sie denn immer teilnehmen, zumindest verschiedene Städte und Bundesländer kennen, aber ob das das Ziel einer Messe ist? Schon das letzte Jahr war wahrlich kein Erfolg. Ein Zitat einer Besucherin ist bei mir hängen geblieben: „Als ich die Halle betrat und gesehen habe wie wenig Besucher da waren, da habe ich mich vielleicht erschrocken!“ Ein weiterer Kommentar ist überflüssig, denn das bringt die ganze Sache auf den Punkt.

Und jetzt also Stuttgart, gemeinsam mit IT & Business und DMS Expo. Aus einem Duo wird jetzt ein Trio gemäß dem Motto – Pleiten, Pech und Pannen zusammen wird schon ein Erfolg daraus! Denn Stuttgart ist alles andere als eine Erfolgsgeschichte. Gut beim Start haben sie im Ländle Pech gehabt, aber danach ist dann doch zuviel schief gelaufen. Ein Konzept ist nicht zu erkennen außer dem was alle machen – me too in Reinkultur. Und genau das ist zuwenig. Denn warum soll ich nach Stuttgart fahren. Hier bekomme ich einen Gemischtwarenladen. Von allem ist etwas da, aber nichts Ganzes. Etwas ERP, eine Prise BI und CRM ist auch da, eine Kleinigkeit IT-Security und was es sonst noch so gibt. Wenn ich einen Überblick haben möchte, dann fahre ich nach Hannover zur CeBIT. Da sind sie (fast) alle und dann ist gut. Wenn ich eine Fortbildung in Sachen IT-Security brauche, dann geht es im November nach Nürnberg zur it-sa! Aber Stuttgart? Dort herrscht Konzeptlosigkeit und der Zukauf die Zuwanderung von weiteren Messen soll die Veranstaltung zur Erfolgsstory machen?

Anscheinend sehen das auch die potenziellen Besucher so, denn 2012 sollen nur wenig mehr als 10.000 in den Hallen gewesen sein, der überwiegende Teil auf der DMS Expo. Auch hier ein Zitat eines Ausstellers in IT & Business-Halle: „Wenn an den drei Tagen 1.000 Besucher in der Halle waren, dann ist das hoch gegriffen. Nach Stuttgart gehen wir nicht wieder!“ Vom angestrebten Ziel die 15.000 Besucher zu erreichen war man in Stuttgart meilenweit entfernt und ob man das dieses Jahr mit der CRM Expo schafft, darauf wette ich jedenfalls nicht. Übrigens die DMS Expo hat in ihrem letzten Jahr in Köln noch mehr als 16.000 Besucher gezählt.

Vielleicht sind wir Zeugen des Untergangs der me-too-Messen, vielleicht gibt es demnächst nur noch die CeBIT und einige echte Spezialmessen, vielleicht kehren immer mehr Aussteller den Messen den Rücken und richten eigene Veranstaltungen aus, vielleicht wandert auch das Messegeschäft ins Web? Mal schauen, die nächsten zwei bis drei Jahre werden es zeigen. Wandel in der IT – eine Überraschung ist das jedenfalls nicht!