Angriff aus China

Lange Zeit wurde spekuliert, welches Unternehmen denn von der nach IDC 2013 weltweiten Nr. fünf der Mobiltelefon-Hersteller übernommen werden könnte. Und bis zum Veto der kanadischen Regierung stand BlackBerry ganz oben auf der Liste! Jetzt ist es aber ganz anders gelaufen – Lenovo kauft Motorola Mobility von Google! Der Kaufpreis liegt bei 2,9 Milliarden US-Dollar. Und dieses Geschäft macht für alle Beteiligten Sinn.

Lenovo gewinnt damit vor allem auf dem nord- und südamerikanischen Markt eine starke Marke, kann sich neben dem PC- und Server-Geschäft ein weiteres wichtiges Standbein aufbauen, bei den Mobiltelefonen den nächsten Schritt zum Global Player machen und somit die Marktposition weiter ausbauen. Erste Schätzungen sprechen vom Sprung auf Platz drei unter den Herstellern. Und dass Lenovo eine gut eingeführte Marke entsprechend hegen und pflegen kann, das haben sie bereits mit den ”Thinkpads” unter Beweis gestellt und ihre Kritiker damit Lügen gestraft.

Google hingegen macht nur auf den ersten Blick ein schlechtes Geschäft, denn 2011 hatte man in Mountain View noch 12, 9 Milliarden US-Dollar für Motorola bezahlt. Aber abzüglich der Erträge für Motorola Mobility und der 2,3 Milliarden für die Set-Top-Boxen bleiben 7,7 Milliarden für das wertvollste Gut Motorolas, die 17.000 Patente und 7.500 Patentanträge. Damit dürfte das Betriebssystem Android für weitere Streitigkeiten abgesichert sein und nur das zählt bzw. zählte anscheinend für Google! Der kürzlich verkündeten engeren Zusammenarbeit mit Samsung ist zudem das Konfliktpotenzial „Motorola“ genommen.

Und es könnte noch einen lachenden Dritten bei dieser Angelegenheit geben, Microsoft. Denn Lenovo ist schließlich bereits ein langjähriger und guter Partner im PC- oder Tablet-Segment. Da kann der neue CEO doch sicherlich einmal zum Telefon greifen und nachfragen, ob man in China denn auch einmal an die Einführung eines Lenovo- und / oder Motorola-Telefons mit Windows Phone gedacht habe. Bei Googles Motorola war da kein Denken dran! Die Welt der Mobiltelefonhersteller verspricht weiterhin spannend zu bleiben!

Turbulenzen im Mobilfunkmarkt

Zur Zeit erinnern die Ereignisse im Mobilfunkmarkt an längst vergangene Zeiten, ein Deal jagt den nächsten, die lang angekündigte Konsolidierung schreitet voran und noch scheint das große Stühlerücken nicht beendet.

Da stößt Vodafone seinen Verizon-Anteil in den USA ab, E-Plus und O2 wollen fusionieren, während gleichzeitig Carlos Slim versucht die E-Plus Mutter KPN zu übernehmen und die Fusion zu vereiteln. Und bei den Geräteherstellern ist auch ein großer Deal zu vermelden: Microsoft schnappt sich Nokia und will sich somit als integrierter (Mobilfunk-) Konzern endlich wieder ein größeres Stück vom Kuchen der mobilen Betriebssysteme abschneiden. Zur Zeit gibt es insgesamt drei mehr oder minder relevante Betriebssysteme, die von ebenfalls drei Anbietern dominiert werden, Android mit Samsung, iOS mit Apple und Windows Phone mit Nokia/Microsoft. Für die anderen Hersteller wird es langsam eng was große Marktanteile anbelangt. Denn es bleiben nur zwei Möglichkeiten, sich hinter Samsung bei Android einzureihen oder aber versuchen Nokia und damit Microsoft zu folgen und dort sein Heil zu suchen. Dafür sprechen die guten Kontakte die Redmond zu den Hardware-Anbietern hat, dagegen, dass Microsoft nach dem Tablet-Markt ein weiteres Mal selbst als Hardwareanbieter auf dem Markt antritt und sich die Begeisterung für diesen Schritt sicherlich in sehr engen Grenzen halten wird! Aber Erfolge beim Hardware-Geschäft hat Microsoft jedenfalls bis zum heutigen Tage nicht zu vermelden!

Der große Verlierer steht damit auch schon fest: BlackBerry wird wohl allenfalls die Rolle des Nischenanbieters bleiben und auch nur dann, wenn es gelingt sich auf niedrigem Niveau zu konsolidieren. Es sei denn, auch hier schlägt noch ein anderer Anbieter zu und geht in Waterloo einkaufen! Die Wahrscheinlichkeit ist seit heute wieder gestiegen.