Turbulenzen im Mobilfunkmarkt

Zur Zeit erinnern die Ereignisse im Mobilfunkmarkt an längst vergangene Zeiten, ein Deal jagt den nächsten, die lang angekündigte Konsolidierung schreitet voran und noch scheint das große Stühlerücken nicht beendet.

Da stößt Vodafone seinen Verizon-Anteil in den USA ab, E-Plus und O2 wollen fusionieren, während gleichzeitig Carlos Slim versucht die E-Plus Mutter KPN zu übernehmen und die Fusion zu vereiteln. Und bei den Geräteherstellern ist auch ein großer Deal zu vermelden: Microsoft schnappt sich Nokia und will sich somit als integrierter (Mobilfunk-) Konzern endlich wieder ein größeres Stück vom Kuchen der mobilen Betriebssysteme abschneiden. Zur Zeit gibt es insgesamt drei mehr oder minder relevante Betriebssysteme, die von ebenfalls drei Anbietern dominiert werden, Android mit Samsung, iOS mit Apple und Windows Phone mit Nokia/Microsoft. Für die anderen Hersteller wird es langsam eng was große Marktanteile anbelangt. Denn es bleiben nur zwei Möglichkeiten, sich hinter Samsung bei Android einzureihen oder aber versuchen Nokia und damit Microsoft zu folgen und dort sein Heil zu suchen. Dafür sprechen die guten Kontakte die Redmond zu den Hardware-Anbietern hat, dagegen, dass Microsoft nach dem Tablet-Markt ein weiteres Mal selbst als Hardwareanbieter auf dem Markt antritt und sich die Begeisterung für diesen Schritt sicherlich in sehr engen Grenzen halten wird! Aber Erfolge beim Hardware-Geschäft hat Microsoft jedenfalls bis zum heutigen Tage nicht zu vermelden!

Der große Verlierer steht damit auch schon fest: BlackBerry wird wohl allenfalls die Rolle des Nischenanbieters bleiben und auch nur dann, wenn es gelingt sich auf niedrigem Niveau zu konsolidieren. Es sei denn, auch hier schlägt noch ein anderer Anbieter zu und geht in Waterloo einkaufen! Die Wahrscheinlichkeit ist seit heute wieder gestiegen.

Die Bonner machen es

Was hier bereits vor einigen Wochen angesprochen wurde ist jetzt Realität, die Deutsche Telekom vollzieht den Paradigmenwechsel und kündigt die Netzneutralität auf. Auch wenn sich die Beteiligten gegen den Begriff wehren und Einschätzungen wie Datendrossel von sich weisen, es ändert nichts an der Tatsache, dass dieser Schritt der Abschied von einem neutralen Netz mit dem gleichberechtigten Transport aller Informationen bedeutet.

Denn nach der jeweiligen Grenze existieren noch zwei Optionen, der Kunde bezahlt erneut eine Summe und es läuft wie bisher, oder aber die Daten tröpfeln im 384 Kbit/s-Modus. Es sei denn es sind gute Daten und was gute Daten sind, das definiert eben die Telekom. Selbstverständlich zählen dazu Angebote wie „Entertain“, die dem Volumen nicht angerechnet werden. Angebote von Inhaltepartnern wie etwa Spotify im Mobilfunk sind auch gute Daten. In Entertain ist dabei auch Videoload integriert, Wettbewerber wie Maxdome oder iTunes nicht. Diese und alle anderen sind böse, denn sie verstopfen die Datenleitung. Ach so das gilt auch nicht für VoIP und zudem nur für Neuabschlüsse. Überhaupt ist das dann für die Altkunden ja gar nicht so wichtig. Doch es ist wichtig, denn in den nächsten Jahren wird der Großteil der Kunden eh auf VoIP umgestellt und die erhalten dann selbstverständlich angepasste Verträge. Ein Schelm der Übles dabei denkt.

Man könnte das Ganze auf sich beruhen lassen und sagen, gut dann überlassen wir das eben dem Verbraucher, der wird schon mit den Füßen abstimmen und dann muss der Konzern die Konsequenzen ziehen. Aber dem ist nicht so! Denn vielleicht ist dies ja nur ein Testballon und die anderen Carrier ziehen nach. Auch wenn etwa ein Vodafone-Sprecher auf Anfrage mitteilt: „Wir haben keine Pläne, die DSL-Geschwindigkeit unserer Kunden zu drosseln“, darauf verlassen kann man sich nicht. Viel wichtiger jedoch, es gibt immer noch zahlreiche Regionen in Deutschland wo man gar keine Wahl hat, weil der Wettbewerb faktisch gar nicht vorhanden ist (Reseller müssen schließlich Verträge mit den Bonnern abschließen). Und dann schaut man in die Röhre! Was jedoch noch viel katastrophaler ist, wir sind ein Technologiestandort oder wollen einer sein. Und Datenraten von 384 Kbit/s sind in diesem Zusammenhang nur eins – lächerlich. Andere Industrienationen setzen auf Glasfaser und extrem schnell, gut ausgebaute Verbindungen, während Deutschland in die digitale Wüste reist! Aber diese Geschichte reiht sich ein in die katastrophalen Entscheidungen zum Technologiestandort Deutschland.

Eine Frage bleibt noch: Das Stromnetz ist doch auch Infrastruktur. Gibt es eigentlich auch guten und schlechten Stromverbrauch? Und kommen demnächst die Stromanbieter auf die Idee…

Update 02. Mai 2013: Wie oben bereits vermutet wird es nicht bei der Drosselung der Neukunden bleiben. Ab 2018 werden auch Bestandskunden er gedrosselt.