Zurück aus Hannover

Ich bin aus Hannover zurück und wie war es? Fast so wie immer eigentlich. Doch die ersten zwei Tage waren eine wirkliche Überraschung, denn der März in Hannover sorgte für echte Verwirrung – nicht kalt, nicht grau, nicht windig, man kam also ohne Mantel und Schal aus: ein wahrlich seltenes Erlebnis! Der Donnerstag sorgte dann dafür, dass sich das Bibbern und die altbekannte Feuchtigkeit von oben und damit das klassische CeBIT-Wetter wieder einstellten. Und dann die Anreise. So schnell und ohne Stau – das habe ich noch nie erlebt! Als Völkerwanderung kann man den ersten Tag nun wahrlich nicht bezeichnen.

So zog sich das auch über den gesamten Tag, sehr zäh. Die Aussteller waren nicht unbedingt angetan vom Dienstag. Zugegeben ist der erste CeBIT-Tag nie geprägt von Besuchermassen ohne Ende, aber schlechter habe ich das in den letzten Jahren nicht erlebt. Einige Hallen waren zudem sehr schwach belegt, so dass Leerstände von einem Drittel durchaus anzutreffen waren. Aber auch der Schwund an Ausstellungsfläche ist ja nun nichts Neues mehr. Ebenso dass einige Schwergewichte fehlten wie Apple, Lenovo oder Oracle um nur eine kleine Auswahl zu nennen. Aber dass nun Aussteller sich immer offener über die Bequemlichkeit und das fehlende Servicedenken der Hannover Messe äußern – und nein es handelt sich dabei eben nicht nur um kleine oder mittelständische Aussteller, sondern auch um weltweit agierende Schwergewichte – kann man nur als schallende Ohrfeige bezeichnen. Das sollte den Veranstaltern mit Frank Pörschmann an der Spitze zu denken geben!

Grundsätzlich war die Stimmung der meisten Aussteller die ich gesprochen habe positiv. Fast alle äußerten sich Mittwoch und Donnerstag zufrieden über Zahl und Qualität der Gespräche. Also zumindest damit können die Macher punkten.

Auffallend war, dass es wieder zu keinen großen Neuvorstellungen von Produkten kam, aber dass überall dort wo mobile Devices – bei den Smartphones noch etwas mehr als den Tablets – gezeigt wurden sich die Leute drängelten. Wenn es einen Indikator dafür gibt, was in der IT-Welt interessiert und begeistert, hier ist er. Neuigkeiten werden aber eher im Mekka der „mobilen Welt“ in Barcelona denn in Hannover der Öffentlichkeit erstmalig präsentiert. Hier hat der Mobile World Congress eindeutig die Nase vorn. Wäre einmal an der Zeit, dass sich die CeBIT Gedanken darüber macht, wie sie das wieder ändert und auch auf diesem Wege das Interesse von Besuchern und Medien zusätzlich steigert. Denn grundsätzlich stößt die Telekommunikation auf großes Besucherinteresse. So war die Halle 13 ständig sehr gut besucht, selbst am enttäuschenden Dienstag! Und das galt nicht nur für AVM, die in Deutschland mit ihrer FRITZ!Box-Familie fast Monopolist bei der Heimvernetzung sind.

Zumindest das Leitmotiv „Shareconomy“ ist vielfach aufgegriffen und thematisiert worden. Das ist deutlich besser gelaufen als in den Vorjahren. Agiert man an den anderen Stellschrauben zukünftig auch deutlich intelligenter, stellt man sich offen der Kritik, dann kann die Messe auch in ihrer Außenwirkung sicher wieder zulegen. Denn eines bietet Hannover noch immer – eine hervorragende Möglichkeit eine große Bandbreite an Produkten und Herstellern auf engstem Raum unter die Lupe nehmen zu können. Auch als Branchentreff und zum Netzwerken ist die CeBIT geeignet. Eigentlich gute Voraussetzungen, um die Messe noch stärker zu pushen. Mal sehen wie das in 2014 aussieht und ob die Macher die Fehler und Schwächen erkannt haben und daraus gelernt haben. Darauf wetten werde ich nach den Erfahrungen aus der Vergangenheit jedenfalls nicht.

Oracles Verständnis von Sicherheit

Die allgemein gültige Weisheit, man solle nicht den Ast absägen auf dem man sitzt gilt offensichtlich nicht unbedingt für jeden. Dies ist die Quintessenz des aktuellen Editorials der iX 3/2013 von Christian Kirsch. In „Write once, bugs everywhere“ wird auf das zentrale Argument für den Einsatz kommerzieller, proprieträrer Software verwiesen – Wartung (und die Realität).

Oracle scheint es mit der Wartung insofern nur ernst zu nehmen, als der Kunde pünktlich und regelmäßig zahlt. Der Rest ist egal dann gelaufen. Beispiele gefällig? Seit vier Jahren existiere so Christian Kirsch „in Oracles namensgebender Datenbank (vulgo Database) eine Lücke die Man-in-the-Middle-Angriffe ermögliche“. Kunden der Version 11g sollen zwar bezahlen, eine Korrektur aber nicht mehr erhalten. Oder aber der Umgang mit MySQL. Die Bezeichnung kein Ruhmesblatt für Oracle ist in diesem Zusammenhang eine echte Untertreibung. Exploits für die Zero-Day-Lücken sind seit Dezember bekannt und Oracle tue nichts für seine Kunden mit Wartungsvertrag

Interessiert man sich in Redwood Shores nicht dafür? Kann man die Bugs nicht beheben, fehlt es vielleicht an einer Lösung? Das kann es wohl nicht sein, denn der Clone MariaDB habe die meisten bereits beseitigt. Es wird aber noch besser. Christian Kirsch führt aus: „Die allgemein zum Herunterladen verfügbaren MySQL-Quellen und -Binaries der Community-Version enthalten zwar bereits einige Korrekturen, doch wer zahlt, soll darauf noch warten.“ Ähm, ja, verstehe ich das jetzt richtig? Wer zahlt ist der Dumme, weil er etwas nicht erhält was derjenige der nichts zahlt bereits hat?

Setzt sich dieses Geschäftsgebaren durch, dann gehen den Unternehmen die Wartungsverträge anbieten langsam aber sicher die Argumente für solche Verträge aus. Und es ist Wasser auf die Mühlen derjenigen, die grundsätzlich für den Einsatz von Open Source Software plädieren. Aus Sicht von Oracle und Co. sicherlich nicht die beste Lösung!

PS: Erneut ist dieses Editorial der Beleg dafür, dass sich die regelmäßige Lektüre der iX lohnt. Bei mir jedenfalls ist es das erste was ich lese, wenn ich die iX aus dem Briefkasten geangelt habe. Daher an dieser Stelle ein Dankeschön an Christian Kirsch und alle seine Kollegen die Monat für Monat ein tolles Editorial auf die Beine stellen – und der Rest des Heftes ist wie immer auch noch einen Blick wert. 🙂